Eine Trendwende zeichnet sich ab: Es wird wieder mehr selber gekocht statt bloß warm gemacht – gerade auch von der jüngeren Generation. Lange schien es, als würde die alte Kulturtechnik des Kochens allein den Profis überlassen und im Privatleben allmählich aussterben. Fertiggerichte in Form von Konserven und Tiefkühlkost sowie ein riesiges Angebot an Convenience-Produkten wie fertigen Gewürzmischungen oder Kochboxen eroberten die Haushalte. Parallel stießen zwar Kochshows im Fernsehen auf reges Interesse, doch blieb es allzu oft beim bloßen Zuschauen. Das Einkaufen zahlreicher frischer Zutaten und die anschließende Zubereitung schreckte Ungeübte oft ab.
Wie viel bequemer ist doch der Griff zum Fertigprodukt, das in kurzer Zeit als Mahlzeit bereitsteht. Alternativ genügt ein Anruf beim Pizza-Service oder man trifft sich mit Freunden im Fastfood-Restaurant. Als Argumente für solche Ernährungsgewohnheiten dient meistens Zeitmangel oder Erschöpfung nach einem anstrengenden Tag. Junge Berufstätige sowie Studenten scheuten bis noch vor Kurzem das Selbstkochen zu Hause. Doch es setzt ein Umdenken ein. Immer mehr Menschen wird bewusst, dass Fertigprodukte häufig überraschend viel Zucker enthalten plus Zusatzstoffe wie Farbstoffe oder Konservierungsmittel. Einige davon sind gesundheitlich unbedenklich, andere jedoch zu hinterfragen. Der Blick auf die teils umfangreichen Zutatenlisten mit vielen unbekannten Begriffen löst bei Konsumenten Unsicherheit oder sogar Unbehagen aus. Wer selbst kocht, weiß dagegen genau, woraus sich sein Essen zusammensetzt. Er behält die Kontrolle über das, was er isst.
Befürchtungen der Älteren, dass eines Tages die Kulturtechnik Kochen ihre Bedeutung in der Bevölkerung verlieren könnte, scheinen sich zum Glück als begründet zu erweisen. Die Hinwendung insbesondere jüngerer Menschen zu neuen Ernährungstrends wie Low Carb oder Clean Eating geht mit einem bewussteren Umgang mit Lebensmitteln und ihrer Zubereitung einher. Auch die Anzahl der Vegetarier und Veganer steigt stetig. Ethik und Verantwortungsbewusstsein in Bezug auf Ernährung und Umwelt verändern die Perspektive und bisherige Gewohnheiten. Auf einmal ist das Kochen nach Rezepten und mit zunehmender Übung auch frei improvisierten Gerichten in. Damit verbunden die Erkenntnis: Selberkochen ist gar nicht so schwer, sondern vor allem eine Frage der Übung und Erfahrung. Mahlzeiten aus selbst besorgten Lebensmitteln in eigener Regie zubereiten macht sogar Spaß. Selberkochen kann auch einen Hauch von Abenteuer in den Alltag bringen beim Kennenlernen neuer Gemüsesorten und Gewürze. Wer neuerdings selber kocht, stellt nicht selten verblüfft fest: Das Einkaufen und Kochen wird rasch zur Routine. Darüber hinaus ist es häufig preiswerter als ein Fertiggericht.
Mit den richtigen Informationen und entsprechenden Zutaten kann Selberkochen obendrein Gesundheit und Wohlbefinden fördern. Weniger Zucker oder Salz, dafür mehr Gewürze und frische Kräuter sind ein guter Anfang. Der weitgehende Verzicht auf Produkte mit gesättigten Fettsäuren und die besonders schädlichen Transfettsäuren zugunsten von Erzeugnissen mit ungesättigten Fettsäuren sind ein weiterer wichtiger Schritt. Am besten schmeckt es dann noch gemeinsam mit der Familie oder mit Freunden statt womöglich alleine vor dem Fernsehgerät. Komplimente werden nicht ausbleiben. Dazu ist es ein schönes Gefühl, andere mit dem Kochkurs-Virus anzustecken und dort demnächst vorbeizusehen.